Der erste Schreibaschram in Viktorsberg – Schöne Aussichten, schöne Ansichten

Ich bin Katja, die Mitbegründerin des Schreibaschram, und im Sommer 2023 mit vollgepacktem Auto unterwegs zur Schreibwoche im Juni. Österreich: Ein grünes Tal, rechts und links Berge.

Dann geht es die Serpentinen hoch auf 900 Höhenmeter, und die Häuser unten werden immer kleiner. Schon liegt das kleine, helle, ehemalige Kloster Viktorsberg mit seiner Kirche und dem Friedhof mit dem unglaublichen Blick über das ganze Rhein-Tal vor uns. Von der Klosterwiese aus sind es nur ein paar Schritten zum hübschen, familiengeführten Hotel Zur Schönen Aussicht, wo morgen unsere Schreibaschramteilnehmenden einziehen werden.

Hotel Zur Schönen Aussicht

Der Schreibaschram hat nun nach über 10 Jahren im Seminarhaus Neu Schönau in einem alten Gutshof in Mecklenburg-Vorpommern endlich auch im Süden in Österreich einen neuen Rückzugs- und Schreibort gefunden. Diesmal mit bester Höhenluft, fantastischem Panoramablick und in einem echten Kloster. Übernachtet wird in den gemütlichen, schlichten Einzelzimmern im Hotel Schöne Aussicht. Verköstigt werden wir unter anderem aus dem hauseigenen Küchengarten. Die Namen beider Unterkünfte des Schreibaschram, Neu Schönau im Norden und Zur schönen Aussicht im Süden, tragen das Adjektiv „schön“ nicht umsonst im Namen. Diesmal helfe ich nur mit beim Auf- und Abbau, halte mich im Hintergrund und leite nicht mit an, denn Joh und ich und die erste Süd-Schreibgruppe testen unser neues Bergklosterdomizil zum ersten Mal für den Schreibaschram. Wir sind gespannt. Wie wird es den Leuten mit dem Schreiben und Arbeiten hier oben ergehen?

Denn eine Gruppe von Doktorand:innen und Post-Docs wird sich nun eine Woche lang hierher zurückziehen; die Teilnehmenden wollen an ihren Texten weiterschreiben, ein Dissertationskapitel endlich beenden, das Buch voranbringen, ein Paper fertigstellen, einen Vortrag niederschreiben. Diesen Produktivitätsurlaub begleitet Schreibcoach und Aschramleitung Joh Sarre. Joh führt die Gruppe in der Woche in einer ganz klaren Struktur mit festem Tagesablauf tief in die Konzentration. Nach dem Morgengang und einem Frühstück, geht es rüber ins Kloster zum Schreiben.

Im Klostergebäude, das heutzutage nur noch als Seminarort dient und das die Schreibgruppe ganz für sich hat, befinden sich der Schreibraum, der Kreuzgang und der Klosterinnenhof, in dem auch Pausen und Lesungen stattfinden. Es gibt eine Bibliothek und einen Raum, in dem tagsüber die Coachings stattfinden und abends die Meditation zum Abrunden des Tages abgehalten wird. Davor liegt der kleine blumenumsäumte Pavillon mit seinem atemberaubenden Blick ins Tal und auf die Berge. Ja, es klingt alles fast kitschig, aber guck Dir die Fotos an – so schön kann eine Schreibauszeit sein.

Die klaren Pausen mit Bewegung und kleinem Snack und manchmal auch Musik finden auf der Wiese oder im Klostergarten statt. Danach wird weitergeschrieben. Zur Mittagspause setzen sich die Teilnehmenden mit ihrem Essen auf die Terrasse.

des Hotels unter der riesigen schattenspendenden Linde.

Beim Mittagessen kann man dann noch kauend seine Gedanken weiterspinnen und dabei auf die schneebedeckte Bergkette auf der anderen Seite des Tals schauen.

Hier oben herrscht Stille, keine Autogeräusche stören das Retreat und die gute Bergluft beflügelt das Schreiben. Hier löst sich dann auch die anspannende Konzentration des Schreibens bei Roberts und Marias (?) köstlichem regionalem Buffet, die Stimmung wird gelöster, ja, jetzt ist Mittagspause, und ab frühem Nachmittag kann ich

entscheiden, ob ich mich mit einem Workshop von Joh weiter inspirieren lassen möchte und neue Erkenntnisse über mich als Schreibende*n gewinnen, oder doch einfach wieder hinter meinem Schreibtisch verschwinden möchte. Ich hatte doch eben noch so gute Ideen, die schnell aufgeschrieben werden wollen.

Es ist Mitte Juni und die Gruppe hat unglaubliches Wetterglück, denn jeder Tag beginnt mit einem strahlenden Sonnenaufgang und kann abends mit der untergehenden Sonne und dem individuellen Schreiberfolg des Tages verabschiedet werden. Schon beim Morgengang über den federnden Waldweg mit der anschließenden kleinen Fitnesseinheit kommen die ersten Ideen für den nächsten Textabschnitt. Hier oben fließen die guten Gedanken nur so, es herrscht eine sehr konzentrierte Arbeitsstimmung in den Denkzeiten. Die Teilnehmenden unterstützen sich gegenseitig und tauschen sich über ihre Projekte aus.

Ein individuelles Coaching und spezielle tägliche Schreibworkshops runden das Wochenprogramm ab. Da sich die Gruppe immer mehr findet, und von Tag zu Tag vertrauter miteinander ist, wird neben der tiefen, durch die Gruppenatmosphäre gestärkte Konzentration auch immer mehr gelacht. Vielleicht trägt ja auch die klare Bergluft zur Leichtigkeit bei – und wenn kleine Schreibkrisen drohen, ist Joh immer ansprechbar.

Wer morgens mittags oder abends eine Abkühlung braucht und sich den Kopf freischwimmen möchte, der kann in den Pausen jederzeit in den kühl-türkisen Pool springen. Spontane Poolparty am vorletzten Tag inbegriffen. Auch hier auf der steil ansteigenden Wiese hinter dem Hotel sehen wir die Berge rundherum und ganz weit unten bis ins Tal. Das kann schon mal Glücksgfühle auslösen.

„Wir leben hier wie Göttinnen im Olymp!“ formuliert es eine Teilnehmerin.

Und der Weg zur nächsten Alm und zum Panoramarundweg geht direkt hinter dem Hotel los. Hier gibt’s Erfrischungsgetränke bevor man sich doch recht anstrengend aber lohnend auf den Aufstieg zur „Letze“ (1172m. ü. M.) begibt.

Die Tage verfliegen mit Schreibanstrengung, kleinen Erfolgen, leckerem Essen, Schwimmen, Denken, Gemeinschaft, mit kleinen Rückschlägen, Flowmomenten und roten Sonnenauf- und untergängen hinter der Bergkulisse.

Es folgt der letzte Gong, Adressenaustausch, Umarmungen, kurz: die Verabschiedung und dann kommt schon der Shuttlebus, der die Leute zum Bahnhof Sulz-Röthis fährt.

Das unumstrittene Fazit von allen Teilnehmenden, und von Joh und mir: Ja. Wir haben einen großartigen und unglaublich schönen, neuen Ort für fokussiertes Schreiben aufgetan. Der Schreibaschram hat mit Kloster Viktorsberg seine zweite Heimat gefunden.