Warum Schreiben in einer Gruppe alles ändert

“Mit dem Journal-Artikel, den ich schreiben will, befinde ich mich im luftleeren Raum”;  „Ich kann mich oft so schwer zum Schreiben aufraffen und ertappe mich immer wieder beim Prokrastinieren“ 
– Das höre ich immer wieder in meiner Coachingpraxis.

Der einfachste Weg, um Deine Schreibgewohnheiten zu verändern ist Teil einer Schreibgruppe zu werden. Ihre Erfahrung mit Writing Accountability Groups beschreibt beispielsweise die Professorin Eszter Hargittai in diesem Blogartikel. Und ich erlebe das auch immer wieder mit meinen Klient:innen. Eine klare Struktur und das geteilte Commitment erleichtern es anzufangen und dranzubleiben. Flow ist ansteckend. In einer konzentrierten Gruppe kannst Du Text leichter produzieren und eine konsequente Schreibpraxis einüben, so dass Dir das Schreiben immer leichter fallen wird — auch alleine.

Also bildet Banden. 

Besonders nachhaltig ist natürlich eine Woche produktiver Schreib-Urlaub im Schreibaschram. Hieraus entstehen immer wieder Schreibgruppen, die sich danach regelmäßig treffen oder einfach online zusammen zum Schreiben verpflichten. Es gibt aber unterschiedlichste Angebote (mit Schwerpunkt Berlin), die ich hier einmal für Euch zusammengestellt habe.

— Der Schreib-Freitag für Promovierende im Schreibzentrum Berlin, freitags 9-17 Uhr

— Deep Work Mindful Writing Session, freitags von 14-17 Uhr bei Stillpoint Spaces in Berlin

— SchreibZeit in der Staatsbibliothek Berlin, freitags 10.00 – 12.30 Uhr (kostenlos)

— Shut Up and Write (bundesweit und kostenlos)
In vielen größeren Städten über die Platform Meetup: Hier treffen sich Schreibende für ca. 2 Stunden in einem  ausgesuchten Café, um 45 Min zu schreiben und nach einer Pause von 15 Minuten noch einmal 45 Min zu schreiben. Dieses Format wurde von der australischen Professorin Inger Mewburn entwickelt.

 45/15: Just Write an der TU Berlin (für TU Angehörige kostenlos)

Schreibcoach Jutta Wergen bietet zweimal im Jahr gratis eine Schreib-Challenge an, die Euch online zum zeitgleichen Schreiben verbindet, bei der Ihr Euch austauschen könnt und eventuell sogar Schreib-Partner in eurer Stadt findet.

Oder Du machst Deine eigene Gruppe auf.

Ich bin davon überzeugt, dass das auch an Deiner Uni geht. Die Grundzutaten sind: ein Raum, eine Absprache zur Regelmäßigkeit und zum Zeitrahmen, zur Stille und einem gemeinsamen Anfang und Ende. Ob Ihr Euch dann vorher kurz austauscht oder nicht, ist Geschmackssache und wird sich vielleicht als Schreibkultur von allein etablieren. Auf dem Blog Thesis Whisperer von Inger Mewburn findest Du eine Anleitung.   

(Katja Günther)

Übung: Was tue ich anstatt zu schreiben?

Eine kleine Übung, zum Zerschmelzen von Schreibblockaden — auch der härteren Sorte ☺
Notiere über sieben Tage hinweg, was Du tust, anstatt zu schreiben. Notiere das nicht mit der Absicht, es abzustellen, sondern einfach, wie eine neugierige Verhaltens-Forscher*in. Was tust Du, anstatt zu schreiben? Bewerte es nicht, interessiere Dich einfach dafür. Es ist völlig egal, was letztlich aus Deinem Zettel landet:

— ich korrigiere Kursarbeiten
— ich entwickle neue Ideen
— ich senke mein Energieniveau, indem ich Netflix-Serien schaue
— ich mache mir Sorgen über meine berufliche Zukunft
— ich lese, forsche und erwerbe neues Wissen
— ich koche
— ich browse im Netz
— ich ziehe neue Aufgaben an Land …

Notiere die Aktivitäten, die stattfinden, während Dein Schreiben nicht stattfindet. Und akzeptiere alles. Schau nicht darauf, welche gut sind und welche schlecht. Gestatte Dir, dass alles, genau so ist, wie es ist. Versuche nichts zu verändern, sondern lasse es zu. Nach der einwöchigen Protokoll-Phase, hänge Dir das Blatt oder die Blätter einfach nur gut sichtbar auf. Das ist schon alles. Du wirst überrascht sein.

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Wie hat die Übung auf Dich gewirkt? Erzähle uns gerne davon!

 

Buchtipp: Deep Work

Schreib, was das Zeug hält

Das Buch Deep Work von Cal Newport enthält wunderbare Ratschläge wie wir Wissensarbeit produktiver angehen können. Schon der Untertitel „rules for focused success in a distracted world“ weist darauf hin, dass Ablenkung eine Art Normalzustand geworden ist. Unterbrechungen kennzeichnen einen jeden Arbeitsalltag, und die Aufmerksamkeitsökonomie verschachert unsere Konzentration. Ganze Geschäftsmodelle basieren auf unserer Ablenkbarkeit. Wenn Algorithmen und Interface-Designer es auf unsere Aufmerksamkeit abgesehen haben. – Wie fokussiere ich mich da aufs Wesentliche?

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Schreibend verändern wir die Welt!

— zumindest ein bißchen. Merke Dir dazu schon mal den 26.01.2019 als gemeinsamen Schreibtag vor. Hier veranstalten wir wieder ein Benefiz-Seminar, bei dem Du, statt eine Teilnahmegebühr zu bezahlen, an eine von zwei ausgewählten wohltätigen Organisationen spendest. An diesem Tag stellt uns das Wissenschaftszentrum Berlin (WZB), seine Räume zur Verfügung. Einen ganzen Tag wirst Du angeleitet von uns in hochproduktiver Atmosphäre in Dein Schreiben eintauchen. 

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Wie wird man eigentlich Schreibtrainerin? – Tipps

Diese Frage hören wir öfter von Teilnehmenden nachdem sie selbst im Schreibaschram waren und noch ganz erfüllt vom Flow sind: Wie wird man eigentlich Schreibtrainerin? Das ist naheliegend, denn, wenn sich Licht am Ende des Dissertationstunnels zeigt, wird die Frage, was als nächste berufliche Etappe kommt, natürlich wichtig.
Viele, die nicht den Karriereweg zur Professur anstreben, liebäugeln dann mit Managementaufgaben im Wissenschaftsbetrieb. Damit bleibt man dem Forschungsfeld verbunden, auch wenn deutlich der Betrieb im Vordergrund steht.
Wieso aber nicht die erlernten Strategien und auch die eigene Begeisterung, weitergeben? Und warum nicht auch anderen konkrete Anleitung für den durchlebten Schreibprozess bereit stellen? Weiterlesen

Wie sieht eine gelungene Pause aus?

Wie gestaltest Du im Alltag Deine Pausen? Gibt es eine bewusste Pausenpraxis? Oder merkst Du irgendwann einfach, dass du gerade im Netz surfst?
Beschließt Du, wenn gerade nichts vorwärts geht, ein paar Besorgungen zu machen? Und ist das dann eine Pause oder eher eine Ablenkung?
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Bye-bye Schreibblockade! Mit diesem Tool brichst Du den Bann vom weißen Blatt

Schreiben ist eigentlich nur: Loslegen und Dranbleiben. Das klingt einfach — zu einfach. Wer mit anspruchsvollen Textprojekten zu tun hat weiß, dass es oft nicht weitergeht und, dass es manchmal gar nicht erst losgeht. Ich möchte hier ein kleines Tool mit Dir teilen, das Abhilfe verschafft, wenn der Schreibfluss stockt oder sich kein Anfang finden lässt. Weiterlesen

Schreiben und etwas bewegen

Ich lade Dich zu einem Benefiz-Schreibseminar am 12.12.2017 in Berlin ein. In unserem beliebtesten Tagesseminar, dem Schreib-Sweatshop, leite ich dazu an, einen Text an einem Tag zu schreiben. Output ist wie immer garantiert. Diesmal möchte ich das nicht gegen Geld tun, sondern für die Unterstützung einer Sache, die mir wichtig ist. Weiterlesen

Das Leben mit Deadlines

Seit dem ersten September liegen bei Aldi die Christstollen. Trotzdem werde ich mich wohl am 20. Dezember ärgern, nicht schon viel früher meine Weihnachtseinkäufe erledigt zu haben. Jetzt ist November. Noch sind die Läden leer. Noch hätte ich mit Online-Shopping extrem gute Chancen, selbst bei ernsthaften Postkomplikationen. Es wäre sogar noch Zeit um zu basteln! Aber: Das Wissen um die Deadline verdichtet sich leider oft recht spät. So geht es mir auch beim Schreiben. Warum ist das so?  Weiterlesen

Meer Schreiben: Berichte aus einem DIY-Schreibaschram

Im September 2016 waren wir zusammen in Neu Schönau unter haben dort einen wunderbar inspirierenden Schreib-Aschram unter der Leitung von Katja und Ingrid erlebt. Wir haben viel aus dieser Zeit in unseren Schreiballtag mit genommen, darunter auch den Wunsch, mehr und immer wieder mit anderen zusammen zu schreiben. Eine besondere Erfahrung war der Aschram auch deshalb, weil wir als Gesamtgruppe so gut zusammen funktioniert haben. Schon im Zug entstand auf der Rückreise deshalb die Idee im nächsten Jahr einen selbst organisierten Aschram durchzuführen. Nach den natürlichen Schrumpfungsprozessen und der Konfrontation mit dem echten Leben ist dabei eine Reise zu viert herausgekommen: Eine Woche Aschram auf Norderney im Februar 2017. Eine Woche Aschram unter anderen Vorzeichen! Weiterlesen