Buchtipp: Deep Work

Schreib, was das Zeug hält

Das Buch Deep Work von Cal Newport enthält wunderbare Ratschläge wie wir Wissensarbeit produktiver angehen können. Schon der Untertitel „rules for focused success in a distracted world“ weist darauf hin, dass Ablenkung eine Art Normalzustand geworden ist. Unterbrechungen kennzeichnen einen jeden Arbeitsalltag, und die Aufmerksamkeitsökonomie verschachert unsere Konzentration. Ganze Geschäftsmodelle basieren auf unserer Ablenkbarkeit. Wenn Algorithmen und Interface-Designer es auf unsere Aufmerksamkeit abgesehen haben. – Wie fokussiere ich mich da aufs Wesentliche?

Newport liefert hier einige Antworten. Er prägt zunächst zwei Begriffe: Deep Work und Shallow Work. Deep Work können wir gleichsetzen mit Schreiben und Forschen – im Gegensatz zu eher administrativen Tätigkeiten wie Emailkorrespondenz, Unipolitik, Konferenzorganisation und Meetings, der Shallow Work. Deep Work erfordert ein hohes Level an Kompetenz und Fokussierung, Shallow Work dagegen ist weit weniger anspruchsvoll. Meist finden wir den Weg in die flachen Gewässer des Shallow Work sehr viel leichter und schneller: Man sieht sofort Resultate und denkt, ach, jetzt arbeite ich erstmal meine To-Dos ab, nebenbei checke ich meine Messenger-Apps und Newsfeeds – und dann kann ich mich wirklich tief auf mein Schreibprojekt einlassen. Aber oft klappt genau das dann eben nicht mehr…

Es anders machen

Cal Newport ermuntert ausdrücklich, das tiefe Arbeiten den flachen Tätigkeiten vorzuziehen, denn Deep Work befördert die Karriere. Eine vorzüglich organisierte Tagung ist nicht so karriereförderlich wie ein publizierter Journal-Artikel. Klar, alle sind einem sehr dankbar für die gute Organisation, die man für den Lehrstuhl leistet. Aber was wiegt für den nächsten Karriereschritt letztlich schwerer: Organisationstalent oder die in publizierten Texten nachgewiesene wissenschaftliche Expertise?

Was es braucht

Cal Newport lädt dazu ein, sich besondere Arbeits-Auszeiten zu geben, um Besonderes zu erreichen. So wie J.K. Rowling, die sich in ihrer Heimatstadt Edinburgh in ein 5-Sterne Hotel einmietete, um dort in Ruhe den letzten Harry Potter Band fertig zu stellen. Newport sagt: „By leveraging a radical change to your normal environment, coupled perhaps with a significant investment of effort or money, all dedicated toward supporting a deep work task, you increase the perceived importance of the task. This boost of importance reduces your mind’s instinct to procrastinate and delivers an injection of motivation and energy.“ (122-123)

Eine radikale Regel

Ein radikaler Tipp von Newport leuchtet uns noch besonders ein: „#Drain the Shallows“. Gib der tiefen Wissensarbeit echte Priorität und entziehe dich dem Shallow Work, soweit es möglich ist. Newports Schlüsselsatz, um sich aus solch unliebsamen Aufgaben herauszuziehen, lautet „talk to me after tenure“ (S.239). Damit dreht er den Spieß um: Nicht um einer Entfristung entgegenzuarbeiten, engagiere dich in den administrativen Belangen, sondern bis du nicht entfristet beschäftigt bist, hältst du es dir besonders fern und forschst und schreibst, was das Zeug hält.

Und Du so? Deep oder Shallow?

Eine akademische Position beinhaltet beide Arten von Arbeit. Was macht Dir wirklich Spaß? Das konzentriert-versunkene Arbeiten? Oder die Aktivitäten in der Peripherie darum herum? 

Bevorzugst du Shallow Work: Gut zu wissen. Vielleicht muss Deine Doktorarbeit dann auch nicht Deine Disziplin revolutionieren, sondern vor allem nur fertig werden.
Liebst du Deep Work:
Wie viel davon findet in Deinem Alltag aktuell statt? Wie könntest Du den Anteil daran noch erhöhen?